Seit 2005 haben in Deutschland alle Frauen, die zwischen 50 und 69 Jahre alt sind, alle zwei Jahre Anspruch auf eine Untersuchung im Rahmen des Mammographie-Screening-Programms. Beschlossen wurde 2023 eine Ausweitung der Altersgrenze für Teilnehmerinnen bis 75 Jahre – diese Maßnahme wird voraussichtlich ab Sommer 2024 umgesetzt.
Die einladungsbezogene Teilnahmerate erreichte im Jahr 2021 51 Prozent und damit nur knapp mehr als im Corona-Pandemie-Jahr 2020, das eine Teilnahmerate von 49 Prozent aufwies. Im Jahr 2021 wurden gut 3 Millionen Untersuchungen im Mammographie-Screening-Programm durchgeführt. Mit knapp 130.000 Wiedereinbestellungen aufgrund einer abklärungsbedürftigen Auffälligkeit lag die Wiedereinbestellungsrate unter den von den EU-Leitlinien geforderten maximal 5 % aller Untersuchungen. Bei Folgeuntersuchungen wurden 2,9 % der wiederholt teilnehmenden Frauen zu einer Abklärungsuntersuchung eingeladen, ebenfalls weniger als die Obergrenze für Folgeuntersuchungen von 3 %.
Der Einladung zu einer weiteren Untersuchung aufgrund einer Auffälligkeit folgten 98 %. Meist konnte der Verdacht mittels bildgebender Untersuchungen wie Ultraschall, zusätzlicher Röntgenaufnahmen oder Tomosynthese (3D-Mammographie) ausgeschlossen werden. Für etwa 35.000 Frauen war eine Biopsie notwendig, um den Brustkrebsverdacht in knapp 19.000 Fällen sicher zu bestätigen. 6 von 1.000 untersuchten Frauen erhielten die Diagnose Brustkrebs.
Früherkennungs-Potenzial durch Einbindung von frauenärztlichen Praxen besser ausschöpfen
Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) sieht die Weiterentwicklung des Mammografie-Screening-Programms für 70- bis 75-jährige Frauen positiv. Um allerdings die Teilnahmeraten weiter zu erhöhen, ist die Einbindung von niedergelassenen Frauenärztinnen und Frauenärzten eine bislang versäumte, nicht genutzte Maßnahme.
Gynäkologische Praxen könnten die anspruchsberechtigten Frauen aufklären und beraten und somit zu einer Teilnahme motivieren. Die derzeitige Ausgestaltung des Mammographie-Screening-Programms schöpft nicht das ganze Potenzial der Möglichkeiten zur Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen aus. Durch eine bedarfsorientierte Beratungsleistung – die entsprechend auch beim Thema Impfschutz eine wichtige Maßnahme wäre – ist eine Verbesserung der Inanspruchnahme dieser Präventionsleistungen zu erwarten.
(Dr. Klaus Doubek, Präsident des Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF)
Quellen:
Jahresbericht Qualitätssicherung 2021: https://fachservice.mammo-programm.de/publikationen-und-stellungnahmen
Jahresbericht Qualitätssicherung 2020: https://fachservice.mammo-programm.de/download/qualitaetsberichte/Jahresbericht-Qualitaetssicherung-2020_2.pdf