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Welt-AIDS-Tag 2024: HIV darf kein Blindspot sein

Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) setzt sich dafür ein, HIV wieder stärker auf die gesellschaftliche und politische Agenda zu bringen. Frauenärztinnen und -ärzte sind häufig die ersten Ansprechpartner für betroffene Frauen bzw. (Sexual-)Partnerinnen von Betroffenen.

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Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag. Das Thema HIV/AIDS hat in den letzten Jahren immer weiter an Sichtbarkeit verloren, was auch auf die großen medizinischen Erfolge und die gute Versorgungssituation in Deutschland zurückzuführen ist. Gleichzeitig steigt die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen (STI) und es gibt nach wie vor Herausforderungen in der Präventions- und Aufklärungsarbeit. Laut einer aktuellen BzGA-Studie haben 61 Prozent der Befragten bei ihrem letzten sexuellen Kontakt außerhalb einer festen Beziehung keine Schutzmaßnahmen vor HIV oder anderen STI ergriffen, lediglich 37 % verwendeten ein Kondom.

„Blindspot HIV“

Umso wichtiger, das Thema HIV wieder weiter oben auf die gesellschaftliche und politische Agenda zu positionieren. Unter dem Titel „Blindspot HIV“ organisierte ViiV Healthcare am 19.11.2024 eine Online-Veranstaltung, bei der vor allem die Situation von betroffenen Frauen diskutiert wurde. Zu den Diskutanten gehörten u.a. Frau Dr. med. Hannah Linke, Leitende Oberärztin der Ambulanz für erworbene Immunschwäche vom Universitätsklinikum Münster, Frau Annette Piecha vom DCAB Expertennetzwerk HIV/Hepatitis sowie Frau Kristine Lütke, Mitglied des Deutschen Bundestages. Für den Berufsverband nahm Dr. med. Frank Thieme teil und war dort die Stimme der rund 15.000 BVF-Mitglieder.

Die frauenärztliche Praxis als erste Anlaufstelle

Als Frauenärztinnen und Frauenärzte sind wir meist die erste Anlaufstelle der betroffenen Patientinnen und ein wichtiger Gesprächspartner. Da HIV/AIDS alle Felder des Lebens berührt, sind es gerade die Frauenärzte /-innen, die eine lebenslange und vertrauensvolle Partnerschaft an der Seite der betroffenen Frauen bieten können. Im Kontext HIV bringen viele Fragen des Lebenszyklus eine Spezialisierung mit sich: So z.B. bei HIV und Verhütung, bei HIV und Kinderwunsch, HIV und Schwangerschaft, HIV und Stillzeit sowie später im bei HIV und Menopause. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die HIV-Prophylaxe. Nach ungeschütztem sexuellem Kontakt mit einer potenziellen oder nachweislich HIV-positiven Person sollten sich betroffene Frauen so schnell wie möglich an eine HIV-Schwerpunktpraxis bzw. ihre Frauenarztpraxis wenden, um das Risiko einer potenziellen Ansteckung zu minimieren. Die HIV-PEP (Post-Expositions-Prophylaxe) kann als Notfallmaßnahme eine Infektion bei frühzeitigem Einsatz verhindern. Für Partnerinnen von Menschen mit HIV, die keine HIV-Therapie machen, bei denen die HIV-Therapie nicht richtig wirkt oder bei denen die HIV-Therapie noch nicht mindestens sechs Monate lang wirkt oder für Menschen mit ständig wechselnden Geschlechtspartnern, kann auch die HIV-PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) sinnvoll sein, die medizinisch eng begleitet wird und regelmäßige Testungen auf STIs beinhaltet. 

Stärkung der fachärztlichen Begleitung

Dr. Frank Thieme erinnerte an die Erfolge des inzwischen eingeführten und etablierten Chlamydien-Screenings. Der BVF, respektive seine Mitglieder, wären gegenüber einer Einführung eines freiwilligen HIV-Screenings nach ähnlichem Modell äußerst aufgeschlossen, signalisiert Dr. Thieme deutlich. Zum einem, da dadurch ein wirksamer Ausgangspunkt in der Kommunikation mit Patientinnen gegeben wäre, denn von vielen Patientinnen wird die Frage nach einem HIV-Test als persönlich stigmatisierend wahrgenommen. In der gynäkologischen Sprechstunde besteht zwar ein flächendeckendes Angebot zur Informationsvermittlung und sexualmedizinischen Begleitung für alle Altersgruppen, Dr. Thieme formulierte aber deutlich in Richtung Politik, dass für die kompetente medizinische Beratung und Betreuung eine notwendige Honorierung unabdingbar sei. Seitens der Politik wurde unmissverständlich bestätigt, dass man die Fachärzte in ihrer Rolle stärken müsse.

Als Verband werden wir, in persona vertreten durch Dr. Thieme, das Thema weiterhin begleiten und berichten.

Weiterbildungsmöglichkeiten
Um Ihre Expertise weiterhin auf einem hohen Stand zu halten, würden wir Sie gerne auf Veranstaltungen hinweisen:

  1. 27. Gynäkologentag Schleswig-Holstein,
    01.02.2025, Rendsburg
    Vortrag: „Lebensrealitäten in Schleswig-Holstein. HIV, HCV, STIs.“
    Aidshilfe Schleswig-Holstein
     
  2. HIV und Schwangerschaft – was Gynäkolog*innen wissen sollten (Weitere Informationen und Anmeldung in Kürze im Veranstaltungskalender)
    05.03.25 ab 16 Uhr (zum Anlass des Weltfrauentags am 8.03.)
    Deutsche Aidshilfe und Deutsche AIDS-Gesellschaft
    Dr. Annette Haberl, HIV-Spezialistin im HIVCenter an der Uniklinik Frankfurt und DAIG-Vorstand

Quellen: